Liköre und Schnäpse selbst ansetzen
Sie möchten Schnaps und Likör selber machen? Wir geben Ihnen hilfreiche Tipps für die private Likörherstellung. Außerdem erklären wir Ihnen, wie die Produktion von Schnäpsen abläuft und welche rechtlichen Grundlagen Sie beachten sollten.
Der Unterschied: Likör und Schnaps
Häufig werden die Begriffe Schnaps und Likör synonym verwendet. So ist beispielsweise von Lakritz- und Erdbeerschnaps die Rede, obwohl es sich eigentlich um Liköre handelt. Schnäpse und Liköre werden nämlich auf unterschiedlichen Wegen hergestellt: Schnaps entsteht mittels Destillation, also durch die Verdampfung und Verflüssigung von Alkohol – zum Beispiel aus Obst. Dieser Vorgang wird als Brennen bezeichnet, weshalb Schnaps auch Branntwein genannt wird. Likör hingegen ist das Ergebnis des Mischens bestimmter Zutaten mit Alkohol. Dieser nimmt im Rahmen der sogenannten Mazeration die Aromen der anderen Ingredienzien auf. Schnäpse können somit als Grundzutat für Liköre genutzt werden.
Aufgrund ihrer Herstellungsverfahren unterscheiden sich Schnaps und Likör in folgenden Merkmalen:
- Alkohol: In der Regel hat Likör einen Alkoholgehalt zwischen 15 und 40 %. Ein Schnaps verfügt über mindestens 35 Vol.-% Alkohol.
- Zucker: Likör enthält mindestens 100 g Zucker pro Liter und schmeckt daher sehr süß. Schnaps ist ungesüßt.
- Aussehen und Konsistenz: Während Likör unterschiedliche Farben haben und auch mal dickflüssig sein kann, ist Schnaps immer klar und dünnflüssig.
Können Sie Likör selber machen?
Ob fruchtiger Obstlikör, würziger Kräuterlikör oder cremiger Sahnelikör – Sie können leckere Liköre problemlos daheim herstellen. Die Einfachheit des Herstellungsprozesses variiert je nach Art des Likörs.
Um Likör anzusetzen, benötigen Sie reinen Alkohol oder hochprozentigen Schnaps. Für die typische Süße sorgt ein Süßungsmittel wie Zucker, Honig, Agavendicksaft oder Invertzucker. Brauner Kandiszucker verleiht Likören ein karamelliges Aroma. Bei cremigen Likören kommen zudem Milch, Sahne, Kondensmilch oder auch Kokosmilch zum Einsatz. In Eierlikören dürfen Eigelbe selbstverständlich nicht fehlen.
Die weiteren Zutaten sind besonders geschmacksgebend: Sie können etwa Liköre aus Früchten, Säften, Kräutern, Blüten, Kaffeebohnen oder Nüssen zubereiten. Bei selbstgemachtem Amaretto kommen statt Mandeln oft Aprikosenkerne zum Einsatz. Häufig werden auch Süßwaren wie Bonbons, Raffaello oder Toffifee zu Likör verarbeitet. Mit Gewürzen wie Zimt, Vanille, Nelken, Minze, Anis und Kardamom verfeinern Sie Ihre Liköre und stellen individuelle Kreationen her.
Welcher Alkohol eignet sich für die Likör-Herstellung?
Grundsätzlich können Sie mit jeder hochprozentigen Alkoholsorte einen Likör ansetzen. Sie sollten allerdings den Eigengeschmack der Spirituose berücksichtigen und überlegen, ob dieser mit den anderen Zutaten des Likörs harmoniert. Geschmacksneutral ist nämlich nur reiner Alkohol, sogenannter Ansatzalkohol oder Weingeist mit circa 96 Vol.-% Alkohol. Das Ergebnis fällt aber ähnlich aus, wenn Sie Liköre mit Wodka oder Korn selber machen. Diese Schnäpse gelten als nahezu neutral. Sie verleihen dem Likör dennoch ein eigenes Aroma. Wenn Sie beispielsweise Likör mit Gin ansetzen, sollten Sie bedenken, dass dieser einen recht dominanten Geschmack hat.
Manche Spirituosen lassen sich besonders gut mit bestimmten Obstsorten kombinieren:
Spirituose |
Früchte |
Wodka |
Zitrusfrüchte (etwa Orangen, Mandarinen oder Zitronen), Maracuja |
Korn |
Beerenfrüchte (zum Beispiel Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren oder Johannisbeeren) |
Rum |
Pflaumen, Zwetschgen, Kirschen |
Whiskey |
Äpfel, Birnen |
Cognac |
Mirabellen, Orangen |
Gin |
Beeren, Pflaumen |
Weinbrand |
Quitten, Mirabellen |
Likör ansetzen: Welches Gefäß eignet sich?
Sie können Likör in verschiedensten Behältern zubereiten. Diese sollten jedoch möglichst groß sein und aus einem Material bestehen, das für alkoholische Inhalte geeignet ist. Außerdem bieten sich Gefäße mit weiter Öffnung an, da sie das Einfüllen und Reinigen erleichtern. Generell sollten Sie das Ansatzgefäß für Ihren Likör vorab sterilisieren.
Unter anderem eignen sich
- Steinguttöpfe,
- Glas- und Weinballons sowie
- große Einmachgläser oder auch Drahtbügelgläser.
Rezept: Likör selbst ansetzen
Nach einem einfachen Grundrezept können Sie daheim ganz einfach einen fruchtigen Likör, einen sogenannten Aufgesetzten, selber machen. Sie benötigen lediglich 500 g Früchte, 250 g Zucker und 750 ml Alkohol nach Wahl.
- Säubern Sie die Früchte und entfernen Sie Kerne und Steine. Schälen und schneiden Sie die Früchte, wenn nötig.
- Füllen Sie die Früchte, Zucker und gegebenenfalls Gewürze in einen verschließbaren Behälter.
- Die Mischung übergießen Sie mit Alkohol, um mit der Mazeration zu beginnen.
- Anschließend verschließen Sie das Gefäß luftdicht und lagern es an einem dunklen, kühlen Ort.
- Innerhalb der ersten zwei Tage sollten Sie das Alkoholgemisch ein- bis zweimal täglich umrühren.
- Nach Ende der Ruhezeit sieben Sie den Likör. Das Obst ist nicht zur weiteren Verwendung geeignet.
- Abschließend füllen Sie den Likör mithilfe eines Trichters in Likörflaschen und verschließen diese mit einem passenden Deckel. Wenn es zum Likör passt, können Sie auch jeweils eine Vanilleschote oder Zimtstange in die Flaschen geben, um sie optisch aufzuwerten.
Wichtig: Wenn Sie Likör mit reinem Alkohol ansetzen, müssen Sie diesen mit Wasser verdünnen, um eine angemessene Alkoholkonzentration zu erhalten.
Wie lange muss Likör ruhen?
Die Ruhezeit für selbstgemachte Liköre variiert je nach Fruchtsorte und gewünschter Geschmacksintensität, beträgt aber mindestens drei Wochen.
- Beerenobst: drei bis vier Wochen
- Kernobst: vier bis sechs Wochen
- Steinobst: bis zu acht Wochen
Ein Ansatz für Kräuterlikör sollte ebenfalls zwischen drei und acht Wochen ziehen. Generell kann die Ziehzeit für Liköre auch länger ausfallen. Um zu überprüfen, ob das Getränk bereits den gewollten Geschmack hat, probieren Sie es während des Reifeprozesses.
Likör filtern: So wird die Spirituose klar
Wenn Sie sich eine besonders klare Flüssigkeit wünschen, können Sie Ihren Likör filtern. Für diesen Zweck gibt es spezielle Likörfilter zu kaufen. Alternativ eignet sich aber auch ein Kaffeefilter oder ein Tuch– etwa ein Mulltuch. Mit derartigen Hilfsmitteln gelingt es Ihnen ganz einfach, Trüb- und Schwebstoffe aus dem Likör herauszufiltern.
Cremigen Likör herstellen
Sahneliköre wie Schokolikör, Marzipanlikör, Kaffeelikör, Baileys oder Eierlikör lassen sich schneller zubereiten als Fruchtliköre. Die Zutaten müssen Sie oft nur vermischen und je nach Rezept in einem Topf einige Minuten erhitzen oder aufkochen. Anschließend geben Sie zum Beispiel Wodka, Whisky oder Rum hinzu. Dann können Sie den Likör bereits in eine Flasche füllen, kühlen und genießen. Derartige Liköre stellen nicht nur pur einen Genuss dar, sondern gelten auch als hervorragende Ergänzung für Kuchen und Torten oder Desserts wie Eis oder Pudding.
Übrigens ist die Likörherstellung ebenfalls im Thermomix möglich.
Likör: Auch selbstgemacht lange Zeit haltbar
Selbstgemachte Liköre sind in der Regel mehrere Monate oder sogar Jahre genießbar. Eier- und Sahneliköre sollten Sie jedoch im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb weniger Wochen verbrauchen. Die Farbe und der Geschmack verändern sich möglicherweise während der Lagerung.
Liköre beschriften – nicht vergessen!
Bei Flaschenland finden Sie eine große Auswahl an Etiketten in verschiedenen Designs. Auf diesen können Sie festhalten, welcher Likör sich in den jeweiligen Flaschen befindet und wann Sie diesen abgefüllt haben. Das ist vor allem dann wichtig, wenn Sie Ihre selbstgemachten Liköre verkaufen oder verschenken möchten. Schließlich stellt ein leckerer Likör ein schönes Geschenk zum Geburtstag und beliebtes Mitbringsel zu Weihnachten dar.
Darf man Schnaps selber machen?
Seit dem 1. Januar 2018 ist die Alkoholgewinnung durch Destillieren und somit die Schnapsherstellung in Deutschland für Privatpersonen verboten. Sie dürfen also nicht einfach zu Hause Schnaps ansetzen beziehungsweise brennen. In Abfindungsbrennereien können Sie jedoch als sogenannter Stoffbesitzer Schnaps aus eigenen Rohstoffen herstellen. Dafür benötigen Sie eine schriftliche Brenngenehmigung.
Genaue Informationen erhalten Sie beim Zoll.
Wie funktioniert das Schnapsbrennen?
Die Basis für Schnaps ist Maische. Hierbei handelt es sich um ein vergorenes Gemisch, das zum Beispiel aus Früchten, Getreide oder Kartoffeln besteht. Für eine Obstmaische wird geschnittenes Obst in einem Gärfass oder Gärballon zum Gären gebracht. Während des Gärprozesses, der mehrere Wochen dauert, findet eine Umwandlung des Fruchtzuckers in Alkohol statt. Durch einen Gärspund können entstehende Gase entweichen. Es gelangt jedoch kein Sauerstoff ins Innere.
Manchmal wird der Maische sogenannte Turbohefe zugefügt, um möglichst schnell hochprozentigen Schnaps zu erhalten. In Abfindungsbrennereien in Deutschland ist die Verwendung dieser Hefe jedoch verboten.
Hat die Maische eine gewisse Reife erreicht, folgt das Umfüllen in eine Schnapsbrennanlage. In dieser wird das Gemisch erhitzt, sodass der enthaltene Alkohol verdampft. Sobald der Dampf abkühlt, kondensiert er und wird aufgefangen. Zunächst entsteht eine Flüssigkeit, die recht große Mengen giftiger Stoffe enthält und den Geschmack des Schnapses negativ beeinflussen würde. Der sogenannte Vorlauf ist deshalb nicht Teil des Endprodukts. Er zeichnet sich durch einen stechenden Geruch nach Klebstoff aus. Lässt dieser nach, beginnt das Brennen des gewünschten Edelbrands, der separat aufgefangen wird. Nach und nach sinkt die Alkoholkonzentration des Destillats, bis der Nachlauf entsteht. Dieser ist fade und minderwertig, weshalb er ebenfalls nicht in den Schnaps gehört.
Fertig ist der Schnaps – oder nicht?
Je nach gewünschtem Alkoholanteil findet eine einmalige oder mehrmalige Destillation statt. Nach dem Brennen wird der Schnaps durch die Zugabe von Wasser auf eine angemessene Trinkstärke gebracht. Während einige Schnäpse nun in Flaschen gefüllt werden und für den Genuss bereitstehen, beginnt für andere Sorten eine gewisse Reifezeit, damit sie ihren vollen Geschmack entfalten. Nach der Abfüllung sind Schnäpse nahezu unbegrenzt haltbar.
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